Peter Lückemeier:



"Ich habe vor einiger Zeit Filme der dänischen Regisseurin Susanne Bier für mich entdeckt (BROTHERS, OPEN HEARTS). Deren Werk NACH DER HOCHZEIT hat mich sehr gepackt, ich habe den Film bestimmt fünf, sechs Mal angeschaut und war jedes Mal wieder beeindruckt und mitgenommen.

Aber als meinen Lieblingsfilm (räusper, schäm) muss ich einen relativ harmlosen Streifen nennen, den ich bestimmt schon 20 Mal, wenn nicht öfter, angeschaut habe und der mir und meinem letztlich schlichten Gemüt immer noch gut tut: TATSÄCHLICH LIEBE. Es ist ein Episodenfilm rund um Weihnachten, und er enthält so viele anrührende Geschichten (eine Ehefrau stirbt, ein Mann verliebt sich unsterblich in die Braut seines besten Freundes, der britische Premierminister hat sich verguckt in eine Mitarbeiterin mit dicken Beinen, ein abgehalfteter Sänger erlebt ein Comeback, ein Brite lernt aus Liebe Portugiesisch undsofort). Alles etwas melodramatisch, aber flott in Szene gesetzt mit Hugh Grant, Emma Thompson, Colin Firth und Heike Makatsch. Und mit der schönen Keira Knightley, bei der ich immer überlegen muss, ob ein solches Gesicht wie ihres von Gott oder vom Chirurgen stammt. Kurzum: TATSÄCHLICH LIEBE von Richard Curtis ist mein Lieblingsfilm, denn er bringt mich zum Lachen und an manchen Stellen auch zum Verquetschen einer Träne.

Darf ich auch noch meinen zweitliebsten Film nennen? Danke. Das ist die Verfilmung der BUDDENBROOKS von Franz Peter Wirth aus dem Jahr 1978. Ganz nah beim Buch und wunderbar gespielt von Volkert Kraeft, Ruth Leuwerik, Martin Benrath und anderen. Kein Vergleich zu der abgeschmackten, seelenlosen, absurd gecasteten Version des sonst von mir sehr geschätzten Heinrich Breloer."


TATSÄCHLICH LIEBE, im Original LOVE, ACTUALLY, stammt von 2003. Regie führte der RADIO-ROCK-REVOLUTION-Regisseur Richard Curtis, das Drehbuch schrieb er auch. Mir ist der Film völlig unbekannt, aber ich vermute, dass ich in die Lobpreisungen eher nicht einfallen würde. Das Filmlexikon schlägt einen scharfen Ton an: "Ein abgehalfterter Rock-Star startet mit der Weihnachtsversion eines 1960er-Jahre-Hits sein Comeback und hat mit dem schamlos kalkulierten kommerziellen Produkt tatsächlich Erfolg. Einige grob entwickelte Nebenhandlungsstränge umranken das episodisch entwickelte melodramatische Geschehen, können aber über die zynische Grundhaltung des Films, der vorbehaltlos auf den vorweihnachtlichen Starttermin ausgerichtet ist, nicht hinwegtäuschen."

Anke Groener hat's dagegen gefallen. Und den imdb-Nutzern auch (7,9).





Peter Lückemeier durchforstet Woche für Woche die "Knallpresse" von der Bunten über die Gala bis hin zu den einschlägigen Frauenzeitschriften und präsentiert die gefundenen Höhepunkte der Beknacktheit in seiner Kolumne "Herzblatt-Geschichten" im Gesellschaftsteil der FAS.
Eine unersetzliche Informations- und Spaßquelle für alle, die nicht dazu kommen, regelmäßig selber all diese schillernden Erzeugnisse des Print-Journalismus zu lesen. Richtig schön wird die regelmäßig erscheinende Zitatesammlung natürlich erst durch Lückemeiers Kommentare. Er hat in den 16 Jahren, die er die "Herzblatt-Geschichten" schreibt, seine Überspitzungen und Bosheiten zu einer formal perfekten hochkomischen Form verfeinert, die uns Leser verlässlich beglückt und zum Glucksen bringt. Manche bringt er aber auch auf die Palme, vor allem die stets wiederkehrenden Elogen auf seine gutgebauten Redaktionsassistentinnen, gerne aus Osteuropa, mit denen er die besonders in Promikreisen herrschenden Marktgesetze im Reich der Geschlechterbeziehungen trefflich spiegelt, provozieren viele Briefe erregter Leser. Wie schön, dass er in der FAS, diesem äußerst heterogenen Blatt, das auf der Ansichten-Seite andererseits gerne erzreaktionäre Pamphlete veröffentlicht, eine solche Narrenfreiheit genießt.

Statt hier ein paar Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen empfehle ich wärmstens die Lektüre kompletter Kolumnen, die erfreulicherweise im Gegensatz zum Gros der FAS-Inhalte auch frei online zugänglich sind. Ältere Kolumnen lassen sich in Buchform nachlesen, bestens geeignet beispielsweise als Lektüre auf dem Klo.

Nebenbei leitet Peter Lückemeier übrigens auch noch die Lokalbeilage der FAZ, die Rhein-Main-Zeitung. Keine Ahnung, wie er dafür die Zeit findet, schließlich muss er ja eine Menge zusammenlesen jede Woche. Und Bücher veröffentlicht er auch, zuletzt, ganz frisch, "Von den Großen lernen", ein mindestens halb ernstgemeinter Ratgeber, der aus Anekdoten über Berühmtheiten Lebensweisheiten für jedermann ableitet.