Donald E. Westlake:




"DIE SPUR DES FALKEN. Alt, aber richtig gut. Bis heute ungeschlagen."

Keine überraschende Aussage, John Hustons Adaption des "Malteser Falken" von Dashiell Hammett gilt nicht nur als stilprägender Film Noir, sondern schlicht als bester Detektivfilm aller Zeiten. Bogart ist fantastisch als Sam Spade und seine Mitstreiter, unter anderem Peter Lorre, sind auch allesamt alles andere als schlecht. Tonfall und Plot der Vorlage wurden selten überzeugend in das Bildermedium übertragen. "Dekaden später, versuchen Filmemacher immer noch aus seinem Schatten zu kriechen", schreibt Kevin Burton Smith über den Film.
Wer ihn nicht als einen solchen Meilenstein in Erinnerung hat, kennt vermutlich nur die deutsche Sechziger-Jahre-Synchronfassung aus dem Fernsehen, für die nicht nur, wie damals üblich, die knackigen One-Liner in unlustige Blödelsprüche verwandelt wurden, sondern das Ganze seltsamerweise auch noch mit Swingmusik unterlegt wurde. Einen kurzen direkten Vergleich einer Szene in beiden Fassungen hat Peter Noster mal ins Netz gestellt.
Wie schön, dass es heutzutage DVDs gibt.


Donald E. Westlake ist bekannter unter seinem Pseudonym Richard Stark, der Name, unter dem er die Romanreihe um den vornamenlosen Kriminellen Parker schreibt, deren erster Band bereits 1962 erschienen ist. Westlake gilt als einer der besten lebenden amerikanischen Krimiautoren, der mit Parker ganz in der Hardboiled-Tradition steht, mit den ebenfalls sehr erfolgreichen Romanen um John Archibald Dortmunder jedoch einen leichteren, nämlich vor allem komischeren Ton anschlägt. Der unglaublich produktive Autor veröffentlichte unter insgesamt 12 verschiedenen Namen über 80 Romane, außerdem Kurzgeschichten und Drehbücher, unter anderem für die Stephen-Frears-Adaption von Jim Thompsons THE GRIFTERS.
In Ullsteins gelber Krimireihe erschienen in den Sechzigern und Siebzigern viele seiner Romane auch auf deutsch, dann fiel für ihn, wie für viele US-Autoren der härteren Schule, der deutsche Markt einfach weg. Hier gehen halt heutzutage besser gemütliche Whodunnits mit sympathischen Ermittlern in vorzugsweise touristisch interessanten Gegenden. Der erste Parker auf deutsch seit 1975 ist jetzt aber in edler Aufmachung bei Paul Zsolnay herausgekommen, ein Riesenunterschied zu den Ullsteinbänden, die eher der Optik von amerikanischen Pulpheften nahe kamen. Der Neuanfang bei uns war auch Anlass für einige Lesungen, für mich wiederum die Gelegenheit, ihn nach seinen Film-Präferenzen zu fragen.
Der erste Parkerroman war übrigens die Vorlage für den viel verehrten John-Boorman-Film POINT BLANK mit Lee Marvin in der Hauptrolle, ein Film, den Westlake, wie er sagt, ungemein schätzt, der sich aber weit vom knochentrockenen Stil des Romans entfernt habe, ja geradezu "poetisch" und "barock" daherkomme, im Vergleich.



Und ein Film, den wir zum Glück nicht gesehen haben:

Privatdetektivgeschichten aus Deutschland haben fast nie funktioniert, eine seltene Ausnahme stellen die Romane um Kemal Kayankaya von Jakob Arjouni dar. Dass 1992 ausgerechnet Doris Dörrie den ersten Roman der Reihe verfilmen musste, war natürlich ein ausgesprochenes Pech, hätte die Regie in anderen Händen gelegen, gäbe es vielleicht sogar einen akzeptablen deutschen Detektivfilm.
Oder kennt ihr was, was ich nicht kenn?