Ernst Kahl:
"MANCHE MÖGEN'S HEISS. Den habe ich so ungefähr 1973 in Dänemark gesehen, im Biograph in Ribe. Da laufen die Filme zum Glück ja nicht synchronisiert. Ich habe nie wieder so gelacht. Unvergesslich."
Es ist ja auch der komischste Film aller Zeiten. Oder hat jemand Einwände?
Jack Lemmon und Tony Curtis im Fummel und dazwischen Marilyn Monroe. Spritziger hat Billy Wilder nie wieder inszeniert, ein absoluter Glücksfall das Ganze. Und dabei hätte es auch leicht schief gehen können. Pauline Kael schrieb, der Film schwebe "über dem Abgrund desaströser Zweideutigkeit" Aber trotz aller allzu anzüglichen Witze stürzt er nie ab und bleibt amüsant über die vollen 121 Minuten, eine kleine Ewigkeit für eine Komödie.
Dieselbe Vorlage wurde übrigens vorher bereits zweimal verfilmt, allerdings ohne Gangster: 1935 in Frankreich und 1951 bei uns. Wäre interessant, diese Versionen auch mal sehen zu können. Leider sind beide nirgendwo auf DVD verfügbar.
Billy Wilder ist tot. Marilyn Monroe und Jack Lemmon sind tot. Und auch von all den Anderen, die an der Produktion beteiligt waren, ist kaum mehr einer am Leben. Außer Tony Curtis. Letztes Jahr hat John Patterson den Dreiundachtzigjährigen für den Guardian in seinem Haus in einem Vorort von Las Vegas besucht. Curtis auf die Frage, wie das denn gewesen sei als bestaussehender Mann Hollywoods 1952: "Well, there was a lot of pussy - always a lot. I don't mean to be disrespectful, but that was my aim in life - the girls. And I took a personal pleasure in it, obviously, because it had nothing to do with me, I was just a nice-looking guy. Listen, that was one of the best gifts I had. What am I gonna do, put it down? Say it's nothing? I knew I was handsome and I played the part." Übersetzen konnte ich das leider nicht; ich bin am ersten Satz gescheitert ("Nun, es gab immer viele ..."?). Am schönsten an Pattersons Portrait ist, dass er so wenig von dem wiedergibt, was Curtis so alles erzählt. Er erklärt das ganz nebenbei so: "Zwischen seinen Spielchen fand er auch Zeit für einige verdammt gute Filme, auch wenn einige seiner Anekdoten über die Gipfel seiner Karriere – DEIN SCHICKSAL IN MEINER HAND, MANCHE MÖGEN'S HEISS, DER FRAUENMÖRDER VON BOSTON – ein wenig zu poliert und abgenutzt daherkommen, um sie hier wiederzugeben." Man muss es mit dem Respekt ja auch nicht übertreiben. Wer die Anekdoten trotzdem hören will, bitte schön.
Ernst Kahl ist komischer Zeichner und Maler, zweifellos einer der besten weit und breit. Bei ihm paart sich anarchischer Witz mit handwerklicher Akkuratesse und gebiert schön anzuschauende Abwegigkeiten am laufenden – äh, nein, an der laufenden Staffelei. Er hat schon in Pardon veröffentlicht, hält immer noch der Titanic die Treue, für die er Monat für Monat eine Seite gestaltet (ein prächtiger Sammelband der hier veröffentlichten "lustigen Sammelbilder" ist bei Kein & Aber erschienen), hat viele Jahre für die unterhaltsamsten Seiten in Gremlizas Konkret gesorgt ("Ernst Kahls Kongretchen" sowie "Kahl macht Ernst"), malt seit unfassbaren 17 Jahren monatlich auch eine Seite für den Feinschmecker (der damalige Chefredakteur hatte mit Manfred Bissinger gewettet, dass Kahl das länger als ein halbes Jahr aushalte und sowas von gewonnen) und fertigt animalische Schweinereien in Wort und Bild an, die kein Magazin druckt, weshalb er sie immer wieder selber in Buchform veröffentlichen muss.
"Peter und Uwe", von 1988, aus dem Bestiarium Perversum
Außerdem ist er Singer-Songwriter, der zusammen mit Hardy Kaiser drei Alben aufgenommen hat, die leider mittlerweile allesamt vergriffen sind. Aber als Download sind die letzten beiden jetzt verfügbar.
Drehbücher hat er auch geschrieben, etwa mit Detlev Buck WIR KÖNNEN AUCH ANDERS, immerhin der komischste deutsche Film aller Zeiten (Da will ja wohl auch keiner widersprechen.) Andere Projekte waren weniger erfolgreich; heute schimpft er auch gern auf die "Filmfritzen", mit denen er sich viel rumgeärgert hat. Zum Beispiel, als er die Vampirfilmparodie INNOCENT BLOOD von John Landis ins Deutsche übertragen sollte und schnell nicht mehr wollte, weil der Verleih den unmöglichen Titel "Bloody Marie – Eine Frau mit Biss" durchsetzte und ihm weder den Begriff "Arschfotze" als Übersetzung von "motherfucker" noch sonstige adäquate Schimpfwörter durchgehen ließ. Der Film sei übrigens eine sträflich unterschätzte und ganz wunderbare Horrorkomödie, so Kahl, der gar in Erwägung zog, vielleicht doch lieber diesen Titel als Lieblingsfilm zu nennen. Er ist problemlos auf dem deutschen Markt als DVD zu bekommen.
Das Bild hier habe ich von ihm vor 15 Jahren gemacht. Er fand's furchtbar. Gummiflamingo und Eimer sind nicht etwa Requisiten, sondern gehörten zur Atelieraustattung.
Im Forsthaus Hessenstein bei Lütjenburg im schönen Ostholstein lässt sich übrigens der Besuch einer Art Daueraustellung Kahlscher Werke mit einem vorzüglichen Mahl verbinden. Vielleicht das schönste Ausflugsziel in Norddeutschland. Bestimmt sogar.
Und ein Film, den wir glücklicherweise nicht gesehen haben:
Die imdb-Kommentare hören sich wieder ganz wunderbar an, aber da kommen die mittelmäßigen und miesen Filme großer Regisseure immer viel zu gut weg. Eine Art Operette mit Bing Crosby, der dem österreichischen Kaiser Franz Joseph ein Grammophon verkauft und sich in eine Gräfin verliebt. Das kann nun wirklich nicht gut sein.